Food Chain Magnate

Ein Spielbericht von Ranjit

Ich habe mir gedacht, ich schreibe ein paar Sachen über Spiele meines liebsten Verlags: Splotter.

Ich habe nicht sehr viele Spiele von Jeroen Doumen und Joris Wiersinga, den Gründern und Leitern von Splotter Spellen, gespielt aber jedes einzelne war einzigartig und toll. Leider sind die meisten Spiele die aus diesem Haus kommen vergriffen und/oder sehr teuer, vieles bleibt also leider ein Traum (Indonesia mal live zu spielen zum Beispiel).
Den Anfang macht das bekannteste der Splotter Spiele: Food Chain Magnate (FCM). Neben dem Bekanntheitsgrad ist das Spiel auch das von mir meistgespielte Spiel von J&J.

Optisch macht das Spiel nicht viel her, aber einige Leute auf BGG sagen nicht umsonst dass das Splotter Motto "Of course our games are great, have you seen them?!" sein sollte. Wer sich optisch verwöhnen lassen will ist hier generell falsch, aber FCM ist eine Innovation in vielerlei Hinsicht.

Als erstes mal ein kleiner Überblick um was es überhaupt geht: Jeder Spieler spielt ein Klischee Fast-Food Unternehmen im Amerika der 50er Jahre. Man bemüht sich Geld zu verdienen, denn wer das meiste Geld gesammelt hat gewinnt man Ende!

Der wichtigste Schritt zum Geld ist das Anstellen von Angestellten (ein recht merkwürdiger Satz). Nach ein Paar Runden hat man genug um eine echte Firmenstruktur aufzubauen und die wirft man jede Runde wieder über den Haufen und baut direkt eine Neue auf. Das machen alle Leute gleichzeitig und dies sorgt dafür, dass die Down-Time in diesem Spiel eine sehr merkwürdige Aufteilung hat.

Um aber Nahrungsmittel an Kunden zu verkaufen, und somit Geld zu verdienen, muss man in erster Linie Nahrung produzieren. Dafür stellt man Köche und Getränkefahrer ein die Essen machen (Pizza/Burger) oder Getränke holen (Softdrinks/Limonade/Bier). Diese Leute arbeiten alle gratis für dein Unternehmen, bis sie die erste Schulung hinter sich haben. Warum das genau so abläuft kann ich nicht sagen, aber meine Theorie ist die Angst um die eigene Familie oder vor körperlicher Gewalt.
Wie im echten Leben kommen die Kunden aber nur(!) Burger essen wenn man auch Werbung für Burger macht....und derjenige der billigere Burger anbietet darf dann auch welche verkaufen.

Hier ist exakt der Knackpunkt an diesem Spiel: Nur wenn Produkte beworben werden, kann man Produkte verkaufen. Das muss aber nicht unbedingt die selbe Person sein! Je nachdem wie viele und welche Mitspieler man hat, kann dieses Spiel sehr sehr schnell zu einem strategischen Kampf um Territorien werden. Es ist gemein, es wird dreckig und keiner spielt wirklich fair, aber wenn man genug Kellnerinnen hat kommen alle Leute zu dir, statt zur Konkurrenz. #Hooters

Neben den großartigen Innovationen die über die Jahre von Splotter auf den Markt geworfen wurden, wie zum Beispiel Workerplacement, ist Food Chain Magnate nach seiner Veröffentlichung 2015 direkt in die Top 100 Spiele bei BGG gefahren und sitzt dort auf Platz 28. Ich kenne viele Leute die die aggressive Natur, die Abwesenheit von Glücksspiel und das Kalkül hinter diesem Spiel sehr mögen und es ist absolut eins meiner Lieblingsspiele.

Aber auch hier gibt es wie immer berechtigte Kritik. Wer Spiele mit einem extremen Schneeballeffekt ohne Möglichkeit aufzuholen nicht mag, der wird FCM nicht toll finden. Das geht sogar soweit, dass die einzige Erweiterung für das Spiel „The Ketchup mechanism and other ideas“ eine Anspielung auf das Fehlen eines Catch-Up-Mechanism ist und besagter Ketchup es sogar noch verschlimmert! Alles in Allem darf man diese Spiele nicht zu ernst nehmen.

Ein anderer sehr wichtiger Kritikpunkt ist der Preis. Das Spiel selbst kostet zwischen 75 und 90€ neu. Die Erweiterung kostet nochmal 75-90€...also 100% vom Original Preis und die Box ist ebenso groß wie das Spiel selbst. Ich habe die Erweiterung noch nicht, aber ich werde mir das wohl als erste große Ausgabe nach Corona vornehmen.

Zu guter Letzt muss man noch den Anspruch an die Spieler ansprechen. In einem Spiel in dem der erste Zug über Sieg und Niederlage entscheiden kann, muss man das Spiel schon hinreichend viel gespielt haben um auch wirklich Spaß daran zu haben. Es ist ein anspruchsvolles, komplexes und schwierig zu meisterndes Spiel, welches aber am Ende eine tolle Belohnung bereit hält. Für mal so nebenbei ist dieses Spiel definitiv nichts und man sollte Leute haben mit denen man es regelmäßig spielen kann und will!

Ich würde niemandem empfehlen blind Spiele zu kaufen und auch hier kann man nur davon abraten mal ebenso 80€ oder mehr in ein Spiel zu investieren ohne es getestet zu haben, aber testen sollte es wirklich jeder. Ich kenne kaum ein Spiel welches die selben Ideen verarbeitet und dabei noch so interaktiv und gemein ist. Eine wirklich einmalige Erfahrung die man mal gemacht haben muss.
So, nun noch ein paar Links die es interessant machen:

Ein Zitat der letzten Tage, welches mich immer noch fasziniert und so gut zu FCM passt, weil es von den Designern selber kommt:

We think that it is important that every single turn should matter. If you cannot lose the game on the first turn, then the first turn should not be played."
-- Joris Wiersinga, Splotter Spellen
Shut Up & Sit Down review:


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