Manchmal helfen Flavourtexte und die einführende Story dabei, sich in die thematische Situation eines Spiels einzufinden und vor allem im Spiel mit Kindern kann damit tatsächlich etwas aufgebaut werden, was Spannung knistern lässt. Die Bilder auf den Karten und dem Spielplan sind häufig aufwändig gestaltet und sollen ebenfalls die Stimmung des Spiels weitergeben - seien es die cthullhoide Bedrohung bei „Arkham Horror“ oder die Macht der Zaubersprüche bei MAGIC. Andere helfen sich mit einem thematischen Soundtrack, der bei einigen Escape-Room-Spielen via App gleich mitgeliefert wird. Doch kann man das auch bei einfachen Kartenspielen erreichen?
Nehmen wir doch mal das kleine Spielchen „Party Bugs“ von abacus, entwickelt von Martino Chiacchiera. Die Hintergrundgeschichte ist schnell abgetippt:
„Die Kakerlaken sind los und feiern eine wilde Kostümparty bei euch. Spielt eure Karten clever aus, um möglichst die Kakerlaken mit niedrigen Werten in eure Auslage zu bekommen. Zwei Kakerlaken mit gleichen Werten könnt ihr sogar komplett loswerden. Am Ende gewinnt der Spieler mit dem niedrigsten Gesamtwert in seiner Auslage.“
Ein Satz für die Story, obwohl die Stoff für ein ganzes Kinderbuch hergeben könnte?
Versuchen wir doch mal in Worte zu fassen, was uns die von Michael Menzel so herrlich illustrierten Karten erzählen:
Die verschlafene Maus kann es nicht fassen, schon wieder feiern die Nachbarn eine Party. Verschlafen zündet sie ihre Kerze an und tritt vor die Tür, an Schlaf ist nun eh nicht zu denken. Sie betritt den Ballsaal der Kakerlaken, die eine ausgelassene Kostümparty feiern. In der Mitte des Raumes erstrahlt die an die 1970er erinnernde Disco-Kugel, sie reflektiert das Licht der auf sie gerichteten bunten Strahler und erzeugt ein fulminantes Lichtspektakel. Auf der Tanzfläche tummeln sich derweil hunderte Schaben in vielerlei Verkleidung und tanzen ausgelassen zu Discoklassikern von Abba, den Bee Gees und John Travolta & Olivia Newton-John. Gerade wirbelt ein fescher Vampir das Rotkäppchen in einer wilden Drehung knapp an dem am Rand stehenden und Bowle schlürfenden Monster von Frankenstein vorbei. Ein Vampir schmiegt sich an Catwoman und Prinzessin Leia und Kleopatra hotten mit Napoleon und Harry Potter ab.
Immer mal wieder öffnen die Paare die Mitte des Raumes unter der Kugel und einzelne Paare mit exakt gleichen Kostümen treffen sich zu einem Synchrontanz, der dem Kultfilm Pulp Fiction entnommen zu sein scheint, und verlassen danach gemeinsam die Tanzfläche, und gelegentlich treffen auch unterschiedliche Charaktere aufeinander, die sich wie bei einem Blind Date erstmal aufeinander einstellen und dann ebenfalls, meist kichernd, in dunkle Ecken verschwinden. Der Star des Abends ist jedoch Party-King, der in seinem Elvis-Kostüm fulminante Hüftschwünge zeigt und dabei die anwesenden Jungs und Mädels mit seinem Blick so sehr betört, dass er nach jedem Auftritt gleich jeweils drei von ihnen von der Tanzfläche in sein Separee lockt.
Nach und nach verschwinden immer mehr Paare und Gruppen von der Tanzfläche und bevölkern die Bar, die dunklen Sitzecken und die Balkone - der DJ schaltet um auf Schmusesongs und aus den Boxen haucht Serge Gainsbourg sein „moi non plus“ als Antwort auf das „Je t’aime“ seiner Partnerin Jane Birkin. Nur die Maus seht noch allein im Eingang - und beschliesst, dass nun wohl der perfekte Zeitpunkt ist, wieder ins Bett und endlich in das Reich der Träume zu gleiten.
Und schon haben wir eine wunderbare Story zu einem Spiel, das bei uns seit ein paar Wochen regelmäßig auf dem Tisch liegt.
Story vs. Mechanik
Die Story hinter dem Spiel wird ja meist recht stiefmütterlich betrachtet - ob man Felder beackert, als Wikinger Siedlungen überfällt oder als Fliesenleger Wände verkleidet, irgendwie geht es im Spiel irgendwann unter und verschwindet hinter der Spielmechanik und den Punkten, die es zu erhaschen gilt. Während man bei einer Runde „Winter der Toten“ evtl. noch eine Bedrohung durch die Omnipräsenz von Zombies aufbauen kann oder sich bei „Pandemie“ tatsächlich einer virtuellen Bedrohung durch eine sich gefühlt unaufhaltbare Epidemie entgegengestellt sieht, geht die Story bei den meisten anderen Spielen eher unter. Wer fühlt sich bei „Half Pint Heroes“ tatsächlich in eine Schlägerkneipe versetzt und wer fühlt bei Imhotep tatsächlich die dauerhaft brennende Sonne und den fliessenden Schweiß beim Pyramidenbau?Fight for your right .... to party!
Sechs Spieler haben je 13 Karten |
„Die Kakerlaken sind los und feiern eine wilde Kostümparty bei euch. Spielt eure Karten clever aus, um möglichst die Kakerlaken mit niedrigen Werten in eure Auslage zu bekommen. Zwei Kakerlaken mit gleichen Werten könnt ihr sogar komplett loswerden. Am Ende gewinnt der Spieler mit dem niedrigsten Gesamtwert in seiner Auslage.“
Ein Satz für die Story, obwohl die Stoff für ein ganzes Kinderbuch hergeben könnte?
Versuchen wir doch mal in Worte zu fassen, was uns die von Michael Menzel so herrlich illustrierten Karten erzählen:
Die verschlafene Maus kann es nicht fassen, schon wieder feiern die Nachbarn eine Party. Verschlafen zündet sie ihre Kerze an und tritt vor die Tür, an Schlaf ist nun eh nicht zu denken. Sie betritt den Ballsaal der Kakerlaken, die eine ausgelassene Kostümparty feiern. In der Mitte des Raumes erstrahlt die an die 1970er erinnernde Disco-Kugel, sie reflektiert das Licht der auf sie gerichteten bunten Strahler und erzeugt ein fulminantes Lichtspektakel. Auf der Tanzfläche tummeln sich derweil hunderte Schaben in vielerlei Verkleidung und tanzen ausgelassen zu Discoklassikern von Abba, den Bee Gees und John Travolta & Olivia Newton-John. Gerade wirbelt ein fescher Vampir das Rotkäppchen in einer wilden Drehung knapp an dem am Rand stehenden und Bowle schlürfenden Monster von Frankenstein vorbei. Ein Vampir schmiegt sich an Catwoman und Prinzessin Leia und Kleopatra hotten mit Napoleon und Harry Potter ab.
Der Party-King sprengt die Party |
Immer mal wieder öffnen die Paare die Mitte des Raumes unter der Kugel und einzelne Paare mit exakt gleichen Kostümen treffen sich zu einem Synchrontanz, der dem Kultfilm Pulp Fiction entnommen zu sein scheint, und verlassen danach gemeinsam die Tanzfläche, und gelegentlich treffen auch unterschiedliche Charaktere aufeinander, die sich wie bei einem Blind Date erstmal aufeinander einstellen und dann ebenfalls, meist kichernd, in dunkle Ecken verschwinden. Der Star des Abends ist jedoch Party-King, der in seinem Elvis-Kostüm fulminante Hüftschwünge zeigt und dabei die anwesenden Jungs und Mädels mit seinem Blick so sehr betört, dass er nach jedem Auftritt gleich jeweils drei von ihnen von der Tanzfläche in sein Separee lockt.
Nach und nach verschwinden immer mehr Paare und Gruppen von der Tanzfläche und bevölkern die Bar, die dunklen Sitzecken und die Balkone - der DJ schaltet um auf Schmusesongs und aus den Boxen haucht Serge Gainsbourg sein „moi non plus“ als Antwort auf das „Je t’aime“ seiner Partnerin Jane Birkin. Nur die Maus seht noch allein im Eingang - und beschliesst, dass nun wohl der perfekte Zeitpunkt ist, wieder ins Bett und endlich in das Reich der Träume zu gleiten.
Blind Date - eine Mini-Erweiterung vom abacus-Katalog |
Und schon haben wir eine wunderbare Story zu einem Spiel, das bei uns seit ein paar Wochen regelmäßig auf dem Tisch liegt.