Medioevo Universale

Ein Spielbericht von Denn Netti

Bei Medioevo Universale handelt es sich um ein Zivilisationsentwicklungsspiel, in der man versuchen muss, viele Punkte wie möglich in einer von den Spielern festgelegte Runden- oder Spielzeit zu sammeln oder ggf. nach Erhalt von x Siegpunkten das Spiel sofort beendet wird.

Jede neue Runde setzt sich aus 7 Phasen zusammen, die unterschiedlich lang durchgeführt werden. Bei einigen Phasen kann jeder Spieler gleichzeitig seine Aktionen durchführen, in wenig anderen, aber dafür entscheidenen Phasen muss die Spielerreihenfolge eingehalten werden.

Das Spiel lebt von verschiedenen Aspekten der Technologieentwicklung, Area Control, Handelswaren an x Orten verkaufen und Kaufen etc. Bewegungen mit Truppen oder Waren können nur mit entsprechenden Mobilitätseinheiten durchgeführt werden, da die ländlichen Gegebenheiten unterschiedlich sind und entsprechend unterschiedliche Voraussetzungen in den jeweiligen Regionen herrschen (im Falle einer zusätzlichen Spielvariante von vielen anderen Varianten).

Im Spielverlauf ist die Kampfphase sehr zeitintensiv, da es hier auch wieder unterschiedliche Aspekte zu beachten gilt:

Welche Einheiten habe ich und welche feindlichen Einheiten stehen im Gebiet?

Kann ich ggf. Sonderfähigkeiten meiner Einheiten einsetzen, sofern der Gegner nicht die gleichen Typen besitzt?

Inwiefern soll oder kann ich Schaden machen, wenn ich Katapulte oder andere Geschossen entsprechend mit Soldaten besetze, um x Schaden zu machen?

Wodurch habe ich ggf. als Angreifer doch eher schlechte Karten aufgrund des negativen Attributwertes durch die Spielerreihenfolge bedingt?

Wie viel e Einheiten muss ich ggf. opfern, um doch das Land halten zu können oder Schaden aufhalten, um Einheiten zu schonen etc etc.?

Nach ca. 35 min war dann die erste Kampfhandlung durch und es wird dann so lange weiter gekämpft bis ggf. einer flüchten möchte, aufgibt, gefangen genommen wird (was auch nicht einfach ist) oder bis zum bitteren Ende in einer Schlacht mit Barbaren, die eh durch die Lande schleifen und herumwüten. Nicht nur dies kann im Fokus des Spiels stehen, sondern auch Diplomatieverträge, geheime Verträge oder Karten, die verschiede Ereignisse/Dinge aktivieren können, beeinflussen das ganze Spiel so sehr.

Ich habe die Spielanleitung auf englisch gelesen, dann mit der deutschen Spielanleitung verglichen und viele Dinge sind auch gut beschrieben. Was mich eher daran gestört hat, war die Strukturierung der Anleitung. Man hätte kurz und knapp erstmal in einer Übersicht darstellen können, wie man mit was überhaupt in welchen Phasen x Siegpunkte durch die einzelnen Phasen erhalten kann.

Dann zu den verschiedenen Phasen hätte ich mir noch weitere examplarische Beispiele gewünscht, denn wir hatten sehr viel Diskussionsbedarf in der Kampfphase, weil dann wiederum nicht eindeutig klar war, wie denn nun was genau zu beachten bzw. welcher Vorrang welche Figur denn wirklich hat, wenn man x Typen A, y Typen B ... usw in einem Feld hat.

Das Spielmaterial an sich sowie die Münzen sind top, aber das ist nicht alles eben. Einige Abzüge aufgrund der Spielanleitung, denn die Spieldauer wäre ggf. erheblich kürzer, wenn viel mehr Beispiele in der Anleitung dabei gewesen wären, für die Fälle, die es geben kann.

Wir haben um 12:00 Uhr angefangen, haben dann fast ca. 5,5 Stunden Regelstudium knallhart durchgezogen, und dann gerade einmal 3 Spielrunden gespielt und am Ende hieß es auf der Uhr 22:50 Uhr. Ich könnte noch weiter ausholen, aber ich lasse das jetzt mal so stehen.

Das war meine subjektive Sicht auf diese Spielpartie. Vielleicht kann jemand, der es auch hat und auch schon Partien gespielt hat, sich einmal melden für einen Austausch der Spielerfahrungen.

+++
Spielbericht zu Medioevo Universale (Giochix.it) (Teil 2)

Es war wieder soweit. Eine neue Partie zum Spiel „Medioevo Universale“ mit 4 Spielern. Die Vorbereitungen für diese Partie waren groß, denn es mussten vorher einige Regelknifflichkeiten in den verschiedenen Phasen einer Runde geklärt werden. Daher wurden alle Fragen über Boardgamegeek in einem passenden Format gestellt.

Nach einigen Tagen folgte auch eine ausführliche Rückmeldung, die dann am Tag des Zockens erläutert wurden. Die konkreten Ausführungen und Erläuterungen an Beispielen aus dem Forum führten dazu, dass wir nahezu nach ca. 40 Minuten mit dem Spiel beginnen konnten. Spielmaterial wird ausgehändigt und nach Truppeneinheiten sortiert, die schönen, verzierten Metallmünzen an jeden Spieler verteilt und hinterm Sichtschirm gebunkert und eine limitierte Spielzeit für die Partie gesetzt. Zack, keine 10 Minuten und der Aufbau war fertig. Das Inlay dieses großen, monströsen Spiels ist sehr hilfreich, weil die vielen Spielmaterialien in großen und kleinen Fächern sortiert sind und man diese - wie bei einer zentralen Bank - an die jeweiligen Spieler einfach nur aushändigen muss, sofern sie die Materialien benötigen.

Die erste Runde hat es auch direkt in sich:
Welche taktischen Startüberlegungen werde ich machen? Soll ich Startspieler werden?
Welche Einheiten zu Beginn des Spiels sollen schon vorhanden sein?
Will ich mehr Truppen bewegen, um meine Reichsgrenzen zu schützen?
Oder doch eher Gütertransporter?

Kann ich in den späteren Runden noch so viele an Truppen, Transportmittel, Einheiten etc. beschaffen und diese dann auch in den anderen Runden versorgen? Werde ich nicht zu viel Steuern eintreiben und dabei eine Revolte im eigenen Reich entstehen lassen?
Der Spielverlauf wurde durch die Truppenbewegungen in andere Himmelsrichtungen doch sehr spannend, vor allem mit hoheitlichen Verträgen, die zwischen einzelnen Reichen geschmiedet wurden. Dabei war es für sehr aggressiv auftretenden Königreiche schwer abzuschätzen, was wohl passieren würde, wenn man eine Aktion gegen Königreich x mit ggf. y Schaden oder sonstigen Konsequenzen durch andere Aktionen generiert. Manch ein Herrscher wurde dann auch wahnsinnig, was einfach für die Partie insgesamt zu einem großen Spielvergnügen für alle Spieler wurde.

Herrlich!

Der Spielverlauf geht auch deutlich schnell, da die meisten Phasen von allen Spielern gleichzeitig abgewickelt werden. Die Kampfphase hingegen bleibt weiterhin die zeitintensivste Phase, da hier genau überlegt werden muss, was man an Einheiten ggf. opfert oder an Schaden minimieren kann, um die nächsten Kampfhandlungen mit der restlichen Truppenstärke durchführen zu können. Diese Phase ist aber auch eine sehr spannende Phase, da man als gegnerisches Königreich kalkuliert, in der nächsten Runde in ein anderes Königreich einfallen zu wollen, nachdem die Barbarenhorde die gegnerische Armee eines Spielers minimiert hat. Abhängig von entwickelten Technologien hat man im Kampf einige Vorteile, die den Gegner dazu zwingt, Territorien aufzugeben und sich zurückzuziehen. Gebietskontrolle verschafft schließlich ein gutes Polster in Hinblick auf Steuereinnahmen, um große Armeen weiterhin finanzieren zu können.

Aber wehe man hat einen zu hohen Steuersatz gesetzt, dann gibt es Aufstände im eigenen Reich, die einen lange Zeit beschäftigen können, wenn man zudem wenig eigene Truppeneinheiten besitzt oder aus einem vorherigen Kampf übrig hat. Was wir dieses Mal in Kämpfen erleben dürften, war der Einsatz von Kriegswaffen, wie z.B. Katapulte oder Trebuchet, die in der ersten Phase des Kampfes bemannt werden mussten, um x Schaden verteilen zu können. Je nach Technologieentwicklung konnte man sogar die bemannten Truppen sogar noch später zusätzlich im Nahkampf wiederum nutzen, um einen größtmöglichen Kampfschaden zu erhalten. Die Kampfphase ist einfach sehr dynamisch und man kann sich in eine glorreiche, mittelalterliche Schlacht hineinversetzen.

Die Kampfphase ist sehr gut durchdacht und ermöglicht in viele Kriegsstrategien.

Was bei dieser Partie noch gefehlt hat, war die Schlacht auf See. Dazu gab es noch keine Möglichkeiten, dass Barbaren auf Spieler oder Spieler auf Spieler mit ihrer Seeflotte trafen. Mal schauen, vielleicht wird ja dann dieses Mal ein großes Schauspiel auf See ereignen. Nach der Partie ist uns noch als kleines Detail aufgefallen, dass man als Spieler viel näher als Königreich zusammenrückt. Die Konsequenz hieraus ist natürlich noch mehr Interaktion um Güter, Handelswege oder einfach um Territorien.

In unserer Partie waren unsere Königreiche mehr auseinander, so dass wir mehr Spielraum für Entwicklungen hatten und später erst dann richtig bekämpft hatten. Diese Anmerkung war leicht vergessen worden, weil es kurz und knapp auf der ersten Seite stand und deswegen leicht vergessen wurde, da man sich sehr in seinen eigenen Strategien verschanzt und daher sehr leicht dieses kleine Detail übersieht. Es hat dieser Partie aber nicht geschadet, denn der Spielspaß war riesig und alle Spieler freuen sich stets auf eine neue Partie dieses Spiels.

Im letzten Bericht habe ich angemerkt, dass die Regeln nicht ganz so interpretationsklar aufgrund der Übersetzung waren und dabei so manche Spielfehler gemacht wurden. Daher möchte ich an dieser Stelle auch nochmal anmerken, dass ich dankbar für ein Forum wie „Boardgamegeek“ bin, in der begeisterte Menschen mit viel Liebe um dieses Hobby sich sachlich austauschen und gegenseitig helfen. Ohne diese Hilfe würde man sicherlich nicht so dieses doch nun positivere Spielerlebnis erfahren. Man würde eher noch im Dunkeln tappen und am liebsten dieses Spiel in die Tonne kloppen, weil die Regeln nicht glasklar geschrieben sind und zu viel Raum für Interpretationen bietet. Eine solche Spielpartie wäre demnach eher durch hitzige Diskussionen gekennzeichnet und als interessierter Spieler würde man sich von diesem Spiel distanzieren.

Wenn jemand Interesse an einer weiteren Partie hat, so möge man sich auf eine lange Spielzeit einstellen, um die Atmosphäre dieses Mittelalterepos in der Position eines Königreiches nachempfinden zu können.

Lange Rede, kurzer Sinn: Das Spiel ist klasse, nur das Regelheft wurde an vielen Stellen nicht gut kommunikations- und transfermäßig umgesetzt.

https://www.facebook.com/groups/brettspielenkoeln/permalink/2759922760796969/