New Angeles

New Angeles
von Andreas "DasHü" Sprickman

Jeder spielt eine Megacorporation die in einer Freihandelszone relativ freie Hand hat um Kohle zu scheffeln, sich aber auch um die Belange der Bürger kümmern soll um diese Freiheit nicht zu verlieren. Das ganze spielt in der futuristischen Welt von Android: Netrunner und Co.

Erste Besonderheit: Es können mehrere (aber nicht alle) gewinnen aber auch alle zusammen verlieren. Jeder bekommt einen “Rivalen” zufällig zugewiesen und muss am Spielende mehr Kapital als dieser Rivale haben um zu gewinnen. Da der aber vermutlich wen anders als Rivale hat, gibts da nicht direkt Konflikte. Und es gibt einen “Verräter” der will dass es der Stadt so schlecht geht, dass die Regierung einschreitet...nachdem er eine gewisse Menge Kapital zusammen hat.

Es werden ~24 Züge gespielt die variabel in 6 Runden aufgeteilt sind. In einem Zug ist ein Spieler Hauptspieler, zieht Karten und macht eine Aktion als Hauptvorschlag. Danach dürfen die anderen Gegenvorschläge einreichen von denen einer am Ende gegen den Hauptvorschlag antritt. Die Spieler die keinen der beiden Vorschläge eingereicht haben können dann mit ihren Handkarten für die Vorschläge stimmen.

Der gewählte Vorschlag wird dann vom vorschlagenden Spieler durchgeführt, er kriegt noch einen üblicherweise mehrfach einsetzbaren Bonus und dann ist auch schon der nächste dran.

Nach jeder Runde (die wie gesagt aus einer variablen Anzahl Züge besteht) werden Güter produziert die die Nachfrage der Stadt befriedigen sollen und ein negatives Event abgehandelt und der Zustand der Stadt etwas verschlechtert.

Alle zwei Runden wird dann geschaut ob die Nachfrage erfüllt wird und jeder Spieler bekommt Siegpunkte entsprechend einer geheimen Zielvorgabe.

Was bis hierhin gar nicht so komplex klingt, wird in der Durchführung dann zu einem möglicherweise doch recht spannenden Verhandlungs- und Intrigenspiel. Möglicherweise sei hier nochmal extra betont, denn vor dem Spiel sprach jemand darüber wie unglaublich schlecht doch dieses Spiel sei, weil ja eigentlich nix passiert und so. Da bei uns EINE MENGE passierte, scheint das also doch etwas spielrundenabhängig zu sein.

Mancher Vorschlag ging ohne Gegenvorschlag durch, dann war der Zug aber auch fix vorüber. Aber bei den anderen Zügen wo es Gegenvorschläge gab, wurde taktiert, diskutiert und verhandelt bis zum letzten.

Letztendlich hat bei uns der "Verräter" gewonnen, da unser "Nachrichtenfuzzi" ;-) zu gierig war und unbedingt seine Geheimvorgabe 1-3 Krankheiten in der Stadt zu haben maximal erfüllen wollte. Wir hatten noch "Glück" und sind nicht direkt draufgegangen, aber wenn in einer Runde der Threat-Level um die halbe Leiste steigt wirds halt hinten raus ein bißchen eng... ;P

Die zwei Züge in denen ich versuchte die Krankheiten komplett einzudämmen (und letztendlich gescheitert bin) waren episch und großartig und führten im Anschluss noch zu viel Gesprächstoff. :)

Auch zwischendurch gabs immer wieder tolle Momente und ich bedanke mich bei allen beteiligten für den sehr unterhaltsamen Nachmittag.

Das Spiel kann man meiner Meinung nach recht gut mit Battlestar Galactica vergleichen, auch wenn es gleichzeitig kooperativer is (weils nur 0-1 Verräter gibt) und dann auch wieder doch nicht (weil jeder einen Rivalen hat, den er hinter sich lassen will). Viele Mechanismen und Strategien lassen sich übertragen. Es hat weniger Deduktion, dafür mehr Verhandlung und Diplomatie. Ein bißchen wie eine Mischung aus Winter der Toten, BSG und Game of Thrones.

Größter Nachteil (neben der "richtigen Gruppe"):
Die Spielzeit. Wir haben uns für 14 Uhr verabredet, Regelerklärung fing um kurz nach 14:30 an und von mindestens 15 Uhr bis 19 Uhr haben wir mit einer recht kurzen Pause gespielt und wir sind nicht mal über die volle Rundenzahl gekommen, weil in der Mitte der 5. Runde "überraschend" der Threat-Meter voll war.

Die Zeit verging schnell und ich hatte definitiv Spaß, aber das fällt definitiv in eine Kategorie wie MegaCiv oder Twilight Imperium wo man nen ganzen Tag einplanen sollte.

Da ich inzwischen eher zu kürzeren Spielen tendiere und die Gefahr, dass das Spiel komplett auf die Nase fällt nicht unerheblich ist, gibts von mir leider "nur" eine 7/10. Wenn FFG oder die Fanbase sich dran setzt und ne ausgewogene Variante mit nur 4 Runden zusammenstellt, könnten das locker 8 oder 9 werden.

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